Die Reise zum Regenbogen

Die Reise zum Regenbogen

„Hallo, mein Kleiner, welcher Wind hat dich zu früher Morgenstunde hierher geweht?“ Peer erstarrte. Er hatte niemanden bemerkt, als er den Garten betreten hatte. Vorsichtig schaute er sich um. Es war kein Mensch zu sehen. „Hallo“, antwortete er zögernd in irgendeine Richtung. Er wollte nicht unhöflich sein.

Da teilte sich die Hecke gegenüber, und eine alte, gebeugte Frau trat heraus. Er entspannte sich.
Das war nicht gefährlich, eher vertraut, ein bißchen so wie bei Großmutter. Peer biß die Zähne zusammen, als er merkte, daß ihm die Tränen in die Augen traten.
Weinen wollte er auf keinen Fall.

„Na, du bist ja noch jünger, als ich dachte. Bist du allein?“ Die alte Frau musterte ihn eindringlich. Ihre Augen blickten scharf. Aber Peer hatte keine Angst. Er fühlte, daß es gut war, mit dieser Frau zu sein.
„Lassen dich deine Eltern einfach so in die Welt marschieren? Ganz alleine?“ Bei dieser Frage sah die Frau ganz verwundert auf Großmutters alten Stock, den Peer vergeblich hinter dem Rücken zu verstecken versuchte.

Peer schüttelte den Kopf.
„Sie wissen es nicht“, sagte er fast trotzig.
Verwundert zog die Alte die Brauen hoch.
„Meinst du nicht, dass sie dich vermissen werden?! fragte sie streng.

„Nein“, brach es heftig aus Peer hervor. Jetzt liefen ihm doch die Tränen übers Gesicht, aber es war ihm gleichgültig.
„Sie merken gar nicht, dass ich weg bin. Es ist ihnen egal. Vorgestern war es ihnen egal und gestern auch.
Immer haben sie mich in mein Zimmer geschickt.
Als ich Mama gesehen hab‘, wie sie geweint hat, wollt‘ ich sie trösten, aber Papa hat gesagt, ich soll sie lassen und in mein Zimmer gehen.
Aber er hat auch geweint. Da wollt‘ ich zu Großmutter, aber ihr Zimmer war abgeschlossen. Ich hab‘ sie gesucht und nicht gefunden, bloß ihren Stock.
Als ich Papa fragte, hat er gesagt, ich darf ihn behalten, Großmutter braucht ihn nicht mehr. Da hab‘ ich den Stock genommen und meine Sachen und bin weggegangen.
Ich will Großmutter suchen.“ …